Raumgewinn mit cleveren Lösungen – Kinderzimmer unter dem Dach
Spitzboden nutzen als Spieleparadies und Rückzugsort
Die vierköpfige Familie S. ist schon lange auf der Suche nach einem Eigenheim. Dann bekommt sie von einer Großtante ein Siedlungshaus vererbt. Es ist eigentlich zu klein für sie und wurde lange nicht renoviert, aber seine Lage ist ideal. Wie man mit durchdachten Ideen aus einem kleinen Häuschen ein perfektes Zuhause für eine Familie mit zwei Kindern schaffen kann, davon berichtet die Bauherrin persönlich.
„Erst waren wir uns nicht sicher, ob wir in das geerbte Haus wirklich einziehen sollen, denn für vier Personen ist es einfach nicht passend. Wir müssten einige Abstriche machen. Lange haben wir überlegt, ob wir das Haus lieber verkaufen sollen. Andererseits ist die Lage ideal. Viele Grünflächen ringsum und trotzdem eine sehr gute Verkehrsanbindung. Mein Mann ist von hier aus noch schneller im Büro und auch die Kinder haben einen kürzeren Schulweg. Wenn da nicht diese Knackpunkte am Haus wären: Das Wohnzimmer ist ziemlich klein, der Hauseingang eng und ohne Garderobe. Im Dachgeschoss gibt es nur ein kleines Gäste-WC, was sehr unpraktisch für vier Personen ist. Außerdem entspricht das Haus nicht dem aktuellen energetischen Standard. Was also tun?
Raumgewinn durch Erkeranbau
Schließlich beauftragten wir eine Architektin, der wir unsere Grundrisse und auch unsere „Wunschliste“ zu unserem zukünftigen Traumhaus zeigten. In einem persönlichen Gespräch filterte unsere Architektin alle wichtigen Anforderungen heraus und präsentierte uns einige Tage später Ihre Lösungsvorschläge. Der Entwurf gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Das Haus gewinnt dadurch nicht nur effektiv an Wohnfläche, sondern wird auch optisch aufgewertet. Ganz zu schweigen von der verbesserten Energieeffizienz.
Sowohl an der Eingangsseite als auch zum Garten soll das Haus durch einen Erker erweitert werden. So ergibt sich ein großzügiger Eingangsbereich und ein schöner Wohn- und Essbereich mit Küche im Erdgeschoss. Im Dachgeschoss darüber wird das Elternschlafzimmer nun in einen der Erker verlegt. Der zweite Erker wird zu einem gut belichteten Bad mit ausreichend Bewegungsfläche ausgebaut. So bleibt auch Raum für ein Gästezimmer.
Schlafen unterm Dach
Durch die neuen Erkereinschnitte verlieren die Kinderzimmer allerdings an Wohnfläche. Aber da gibt es ja noch den bisher nur als Speicher genutzten Spitzboden – zurzeit durch eine Einschubbodentreppe zugänglich. Warum diesen wertvollen Platz ungenutzt lassen? Unsere Architektin schlägt vor, die Kinderzimmer im Dachgeschoss zum Spielen und für Hausaufgaben zu nutzen, die zwei Schlafzimmer kommen dafür auf den Spitzboden.
Hier können unsere zwei Kinder herrlich unterm Sternenhimmel einschlafen. So ist für alle eine wunderbare Lösung geschaffen. Demnächst gehen die Umbauarbeiten los. Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns auf unser neues Zuhause.“
Tipps vom Profi – Spitzbodenausbau
Bauvorschriften
Wird das Dachgeschoss bei Bestandsgebäuden nachträglich ausgebaut, gibt es einige Besonderheiten zu beachten, die auf jeden Fall mit dem zuständigen Bauamt abgestimmt werden sollten:
- Durch Gauben und Erker lässt sich die Wohnfläche erheblich vergrößern. Allerdings kann so aus einem Dachgeschoss ein „Vollgeschoss“ werden, was je nach Bebauungsplan möglicherweise unzulässig ist.
- Verändert man das Erscheinungsbild der Dachlandschaft durch Aufbauten, Einschnitte und Fensteröffnungen, muss man die Gestaltungsvorschriften, dazu gehören die Landesbauordnung sowie die Gestaltungssatzungen von Städten und Gemeinden, beachten.
- Beim Ausbau von Dachgeschossen kann es aber auch Erleichterungen geben. Je nach Bebauungsplan bzw. Baunutzungsverordnung werden Aufenthaltsräume und zugehörige Treppenräume im Dachgeschoss nicht auf die Geschossflächenanzahl angerechnet. Außerdem ist die einzuhaltende lichte Höhe von Aufenthaltsräumen im Dachgeschoss je nach Landesbauordnung auf 2,2 oder 2,3 m reduziert statt wie im Erdgeschoss 2,5 m.
Wichtige Aspekte beim Dachausbau
Licht: Helle Wohnräume tragen zum eigenen Wohlfühlfaktor erheblich bei. Sparen Sie also nicht an Fensterfläche. Wollen Sie dabei nicht nur in den Himmel schauen, hilft der Einbau von unteren Zusatzelementen.
Dämmung: Eine gute Dämmschicht sorgt im Winter für wohlige Wärme und niedrige Heizkosten, im Sommer verhindert sie die Aufheizung der Räume unter dem Dach. Lassen Sie die eventuell vorhandene Dämmung sorgfältig prüfen. Entspricht sie heutigen Standards und gewährleistet sie die notwendigen Funktionsschichten (Luftdichtung, Dampfbremse, Unterdeckung)? Vielleicht lohnen sich Neueindeckung und Einbau einer Holzfaserunterdeckplatte als Zusatzdämmung über den Sparren. Ist Ihr Dach bisher nicht gedämmt, unterstützen Sie auch hierbei die Holzbau-Experten.
Treppen: Auch bei wenig Platz müssen die Stufen komfortabel und sicher sein. Die nutzbare Laufbreite von Treppen muss mindestens 80 cm betragen. Zum Transport sperriger Gegenstände ist eine Breite von 1 m besser. Auch der größere Platzbedarf für die Treppenlänge bei einem bequemen Steigungsverhältnis von z.B. 17/29 cm ist einzuplanen. Wenn die Raumgröße und die Grundrissaufteilung dies ermöglichen, kann eine Treppe auch als „Möbel“ gestaltet werden.
Interne Treppen wie zur Schlafempore im Kinderzimmer dürfen als Raumspartreppen mit kleinerer Breite und größerem Steigungsverhältnis ausgeführt werden.
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