Das geht gut!
Das Gerücht hält sich hartnäckig: Holzhäuser seien zu hellhörig. Im Fokus steht dabei die Geschossdecke. Viele Baufamilien gehen daher oft auf Nummer sicher und bevorzugen lieber Beton.
Dabei unterliegen Holzbauten denselben Schallschutzanforderungen wie Massivhäuser. Die Schwierigkeit liegt weniger in der Bauart als in der Unwissenheit vieler Planer und Handwerker zum Thema Schallschutz im Holzbau. Entsprechend unsicher sind die Bauherren und Investoren.
Zu Unrecht: Zahlreiche Forschungen mit umfangreichen Messdaten belegen, dass Deckenkonstruktionen in Holzbauweise einen sehr guten Trittschallschutz erreichen. Dazu muss weder ein immenser Aufwand betrieben werden noch sind die Kosten unverhältnismäßig hoch.
Trittschalldämmung ist oberstes Gebot
Unabhängig von der Bauart ist der schwimmende Estrich elementar. Je dicker dieser ist, und zwar mindestens 6 cm, umso besser ist der Schallschutz. Wichtig ist eine Trittschalldämmung als weichfedernde Zwischenschicht. Nur dann funktioniert das „Masse-Feder-Masse-Prinzip“:
- Mineralfaser möglichst „weich“
- Keine Schallbrücken im Randdämmstreifen (ebenfalls Mineralfaser)
- Keine Installationen in der Trittschall-Dämmebene
Die heutigen Anforderungen an den Schallschutz erfüllt der Holzbau dank eines mehrschaligen Aufbaus von Wänden und Decken. Besonders die tieffrequenten Schallemissionen, die dumpfen Trittgeräusche, können mit den „optimierten“ Konstruktionen aus Holz abgefangen werden.
Drei Varianten im Holzbau
Hier stellen wir nur die Deckensysteme mit tragenden Elementen rein aus Holz dar. In der Praxis werden diese auch mit Decklagen aus Stahlbeton kombiniert (Holz-Beton-Verbunddecken). Der Einfluss des Betons ist uneinheitlich und muss nicht automatisch zu einer Verbesserung der Schalldämmwerte führen. Das Prinzip „Masse = guter Schallschutz“ beginnt erst ab einem Eigengewicht von 300 kg/m².
Balkenlage
Die Balkenlage ist keineswegs nostalgisch, sondern hochaktuell. Sie vereint viele Vorteile:
- Materialsparend
- Installationsraum zwischen den Balken
- Geringes Eigengewicht, keine Beschwerung erforderlich bei Einsatz optimierter Abhänger
Bei Balkenlagen ist eine zweite „Masse-Feder-Masse-Ebene“ unterhalb der Decke sehr wirkungsvoll. Der große Abstand zwischen Unterdecke und Beplankung erzeugt eine gute „Luftfeder“:
- Mehrlagige, dünne, biegeweiche, schwere Gipsbekleidungen (z. B. Gipsfaser)
- Optimierte Abhänger
Brettsperrholz
In den letzten Jahren haben die Brettsperrholzelemente enorm an Bedeutung gewonnen. Vorteil ist der rasant schnelle Bauablauf und die Arbeitssicherheit.
Bauakustisch unterscheidet sich das Wirkprinzip im Schallschutz zur Balkenlage. Brettsperrholz kommt mit einer „Feder“ unter dem Estrich aus (Trittschalldämmung). Die Decke darf unterseitig sichtbar bleiben.
Qualifiziert wird die Decke über eine möglichst schwere biegeweich gebundene Schüttung direkt auf den Brettsperrholz-Elementen (z. B. Splitt ab 90 kg/m² mit einem zementfreien Bindemittel). Installationen dürfen in dieser Ebene untergebracht werden.
Rippendecke
Eine heute noch eher seltene Konstruktionsart kombiniert die Vorteile der zuvor genannten Methoden. In den Zwischenräumen der Rippen werden die Installationen geführt und auch die Deckenbeschwerung eingebracht.
Es ist zu vermuten, dass die Rippendecke als Fortentwicklung der Brettsperrholz-Elemente schon aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise für Holz an Bedeutung gewinnen kann.