Individueller Sanierungsfahrplan – und jetzt?
So setzen Sie die energetischen Maßnahmen um
Sie wollen Ihr Zuhause modernisieren? Lassen Sie sich zunächst von einem Energieberater einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen. Damit erhalten Sie ein auf Ihr Haus und Ihre finanziellen Mittel maßgeschneidertes Konzept, um effektiv modernisieren zu können. Lesen Sie in unserer Checkliste, wie Sie sich auf das Beratungsgespräch mit dem Energieberater vorbereiten können.
Sobald Ihnen die Empfehlungen des iSFP vorliegen, können Sie mit der praktischen Umsetzung loslegen. Wir zeigen Ihnen, wie es gelingt. Begleiten Sie mit uns eine Familie, die sich an das erfahrene Holzbau-Unternehmen Grupe Zimmerei & Holzbau gewandt hat, um ihr Haus anhand der Empfehlungen des individuellen Sanierungsfahrplans Schritt für Schritt energetisch zu modernisieren.
Zustand des Hauses vor der Sanierung
Das Gebäude im Praxisbeispiel umfasst ein Haupthaus mit Fachwerkwänden von 1850 sowie einen Anbau jüngeren Datums aus Mauerwerk. Sowohl das Dach als auch der westliche Giebel des voll zweigeschossigen Fachwerkgebäudes sind zwei Jahre vor der Erstellung des iSFP gedämmt bzw. verkleidet worden. Die restliche Fassade besteht zu diesem Zeitpunkt aus vorgehängten Faserzementplatten, die 2-fach verglasten Fenster sind überwiegend aus Kunststoff.
Die drängendste Baustelle ist das sehr schlecht gedämmte Dach des Anbaus. Das Dachgeschoss dort ist ausgebaut, der Spitzboden nicht. Die aktuellen Dämmwerte dieses Daches liegen bei einem U-Wert von 0,9 W/(m²K), die neuen Fördersätze der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fordern dagegen einen U-Wert von 0,14 W/(m²K).
Hintergrundinfo: Der U-Wert oder auch Wärmedurchgangskoeffizient gibt an, wie viel Wärmeenergie durch einen Quadratmeter eines Bauteils bei einem Temperaturunterschied von einem Kelvin (1 °C) zwischen Innen- und Außenseite dringt. Beeinflusst wird er durch die Dicke der Bauteilschichten und ihrer thermischen Eigenschaften. Dabei gilt: Je kleiner der U-Wert, desto besser die Wärmedämmeigenschaft des Bauteils.
Aufgrund der bereits durchgeführten Modernisierungen lässt sich das Gebäude zu diesem Zeitpunkt mit einem Endenergiebedarf von etwa 156 kWh/(m²a) in die Energieeffizienzklasse E einordnen, das liegt im unteren Durchschnitt des Gebäudebestands. Der Endenergiebedarf bezieht sich dabei auf jene Menge an Energie, die für den Betrieb des Hauses nötig ist.
Aufschluss über die Klimabilanz des Gebäudes gibt erst der Primärenergiebedarf, der hier einen Wert von 177 kWh/(m²a) aufweist. Er beinhaltet die gesamte Energiemenge, die bei Abbau, Lieferung und Verarbeitung des jeweiligen Energieträgers entsteht. Jedem Energieträger wird dabei ein bestimmter Faktor zugeordnet, mit dem der Endenergiebedarf multipliziert wird – nicht erneuerbare Energien haben einen höheren Faktor, erneuerbare Energien einen niedrigeren.

Der individuelle Sanierungsfahrplan in der Praxis
In diesem Sanierungsbeispiel empfiehlt das Konzept des iSFP 5 Maßnahmenpakete, um das Haus ökonomisch und energetisch optimiert zu sanieren.
Die Eigentümer des Hauses entscheiden sich, die Arbeiten zur Ertüchtigung der Gebäudehülle sowie die Optimierung des Heizungssystems und damit auch die Kostenaufwendungen für die einzelnen Baumaßnahmen auf mehrere Jahre zu verteilen.
Maßnahme 1: Dachdämmung Anbau und Dachflächenfenster
Als erstes sollen das Dach des Anbaus gedämmt, die Dachflächenfenster ausgetauscht und eine PV-Anlage installiert werden.
Dafür werden zunächst die Kehlbalken zum Spitzboden geöffnet und der Innenausbau bis zum First verlängert. Die alte Dacheindeckung, die Dachlatten und die vorhandene Mineralfaserdämmung werden entfernt. Auf der Sparrenoberseite wird eine Sanierungsdampfbremse eingebaut und an alle Bauteilanschlüsse luftdicht angeschlossen. Auf den vorhandenen Sparren werden zusätzliche neue Sparren montiert, um Platz für die Dämmung zu gewinnen. Die Zwischenräume werden mit Zellulose ausgedämmt. Darauf kommen Holzfaserdämmplatten, die mit der Konterlattung auf den Sparren befestigt werden. Darauf folgt die Traglattung, um die neue Ziegeleindeckung zu tragen. Der neue Dachaufbau erreicht nun einen U-Wert von 0,14 W/(m²K) und erfüllt damit die BEG-Anforderungen.

Nach der neuen Dacheindeckung wird zudem eine 10 kWp Photovoltaik-Anlage montiert. Mit dieser Leistung sollte der Eigenbedarf eines vierköpfigen Haushaltes im Sommer gedeckt sein.
Außerdem werden die vorhandenen Dachflächenfenster durch neue, dreifachverglaste Fenster ersetzt.
Diese drei Sanierungsmaßnahmen sparen etwa 17 kWh/(m²a) ein. Zum besseren Vergleich: Das entspricht 1,7 Liter Heizöläquivalent pro Quadratmeter und Jahr. Bei einer Gebäudenutzfläche von 363 m² wäre das eine Energieeinsparung von ca. 620 Liter Heizöl im Jahr.
Maßnahmen 2 und 3: Wärmedämmung Außenwände und Fensteraustausch
Eine deutlich größere Energieersparnis bringen die nächsten beiden Maßnahmenpakete. Sie werden unmittelbar nach Dach und Photovoltaik ausgeführt, um das bereits installierte Gerüst weiter nutzen zu können.
Besonders das Fachwerk im Erdgeschoss hat mit 1,6 W/(m²K) einen deutlich schlechten U-Wert, aber auch das Mauerwerk des Anbaus liegt mit 1,3 W/(m²K) deutlich über den Anforderungen der Förderrichtlinien von 0,20 W/(m²K).

Bei der Fassadendämmung des gesamten Hauses werden die vorhandenen Faserzementplatten zunächst entfernt und durch eine Unterkonstruktion aus Konstruktionsvollholz 6/16 cm inklusive einer Zellulosedämmung ersetzt. Im Erdgeschoss wird eine 60 mm Holzfaserdämm-Putzträgerplatte angebracht und mit 6 mm mineralischem Putz versehen. Das Obergeschoss erhält eine 35 mm Holzfaserdämmplatte mit einer Lärche-Boden-Deckel-Schalung. Damit können die U-Werte der Außenwände sogar auf 0,19 W/(m²K) gesenkt werden.
Im Zuge der Fassadendämmung erfolgt auch der Austausch der restlichen vorhandenen Fenster und Außentüren gegen neue Fenster mit Dreifachverglasung und doppelter Gummidichtung. Um Wärmebrücken zu vermeiden, werden die Fenster in die KVH- Unterkonstruktion im Anschluss an die Holzfaserdämmplatte montiert. Dabei erfüllen die neuen Elemente gleich mehrere Nutzen: Neben der Energieeinsparung werden auch der sommerliche Wärmeschutz, der Schallschutz und der Einbruchschutz deutlich verbessert.
Der Endenergiebedarf sinkt nach den ersten drei Maßnahmenpaketen bereits auf 87 kWh/(m²a) und liegt damit etwa bei 55 % des ursprünglichen Wertes.

Maßnahme 4: Wärmedämmung Fußböden
Die Sanierung der Böden erfolgt etwa ein Jahr nach der Wärmedämmung der Außenflächen. Sie hat gleichzeitig den Effekt, die Höhen von Haupthaus und Anbau anzugleichen. Dies ist eine größere Maßnahme, die das Erdgeschoss für einige Zeit unbewohnbar macht. Die Familie nutzt diese Gelegenheit für eine umfangreiche Innensanierung, die sie zum Teil auch selbst durchführt.
Durch die unterschiedlichen Ausbauten der vorhandenen Fußböden/Decken kommen mehrere Gewerke zum Einsatz. Die Sanierung der Massivfußböden übernehmen Maurer, die auskoffern, eine Sauberkeitsschicht ziehen, Dämmung und Estrich einbauen. Die Zimmerer brechen die alte Holzbalkendecke mit Ausfachung ab, den maroden Boden im westlichen Kellerbereich ersetzt eine neue Holzbalkendecke, bestehend aus Dielen, Heizestrich, PS-Tackermatte, Rauspundschalung, Deckenbalken aus KVH mit Zellulosedämmung und Einschub Holzfaserdämmplatte. Dieser Aufbau wird auch im Anbau verwendet, der gleichzeitig an das Höhenniveau des Haupthauses angepasst wird. Der Fußboden im unterkellerten Bereich des Anbaus wird ausgebaut und auf einer PS-Tackermatte ein neuer Heizestrich mit Dielen verlegt. Von der Kellerseite wird die Betondecke mit einer 10 cm PIR Dämmung abgehangen.
Mit der Wärmedämmung der Fußböden sinkt der Endenergiebedarf weiter und liegt bei etwa 73 kWh/(m²a).
Maßnahme 5: Sanierung Warmwasserversorgung und Einbau Wärmepumpenheizung
Um die energetische Sanierung abzuschließen, soll im fünften Schritt der Heizungstausch erfolgen. Denn erst nach der umfassenden Dämmung der Außenhülle und der Böden läuft ein neues Wärmesystem, das mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeitet, effizient. Statt der alten Ölheizung wird dann eine Luft-Wasser-Wärmepumpe genutzt, die auch die Warmwasserversorgung übernimmt. Im Erdgeschoss werden dazu Fußbodenheizflächen eingebaut, im Ober- und Dachgeschoss können die vorhandenen Heizkörper weiter genutzt werden.
Damit wird das komplett fertig sanierte Gebäude voraussichtlich die BEG-Effizienzhausklasse 55 erfüllen. Der Endenergiebedarf kann im Jahr um etwa 143 kWh/(m²a) auf 13 kWh/(m²a) gesenkt werden. Das entspricht ca. 5200 Liter Heizöl pro Jahr.
Fördermöglichkeiten für die energetische Sanierung
Modernisieren Sie Ihr Haus, gibt es Fördermittel für unterschiedliche energetische Maßnahmen. Um günstige Kredite und Tilgungszuschüsse zu erhalten, lohnt sich ein genauerer Blick auf die einzelnen Produkte. Detaillierte aktuelle Informationen erhalten Sie in unserem Artikel Aktuelle Fördermittel für die energetische Sanierung.
Wichtig ist: Bereits für die Beratungskosten zum individuellen Sanierungsfahrplan können Sie eine Förderung von aktuell bis zu 50 % erhalten. Führen Sie dann innerhalb von 15 Jahren eine der dort empfohlenen Maßnahmen durch und beantragen hierfür wiederum eine Förderung, bekommen sie nach der Fertigstellung einen Extra-(Tilgungs-)Zuschuss von 5 %.
Fazit
Die Kosten für die umfangreiche Sanierung eines Hauses hängen von mehreren Faktoren ab. Die Preise sind zum einen abhängig von der Qualität der gewählten Baumaterialien, zum anderen können sie auch konjunkturbedingt deutlich schwanken. Messbar ist jedoch, wie viel Energie und damit langfristige Kosten eingespart werden. In diesem konkreten Fall sinken die laufenden jährlichen Energiekosten nach der Durchführung aller empfohlenen Dämm-Maßnahmen und dem Einbau einer Wärmepumpenheizung um insgesamt mehr als 90 %.
Dabei bietet eine energetische Sanierung auch weitere Vorteile:
- Der persönliche Wohnkomfort verbessert sich deutlich, die Lebensqualität steigt.
- Notwendiger Reparaturaufwand und -kosten werden für die nächsten Jahrzehnte minimiert.
- Der Wert des Hauses bleibt für die Zukunft erhalten bzw. wird deutlich gesteigert.
- Der geringere Verbrauch von fossilen Brennstoffen sowie die Nutzung regenerativer Energien führt zu weniger Ausstoß von CO2. Dies schützt das Klima nachhaltig.
Prüfen Sie vor einer Modernisierung auch immer, welche Wohnbedürfnisse Sie selbst in einigen Jahren haben werden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für weitere bauliche Veränderungen wie zum Beispiel Anbauten oder Aufstockungen zur Wohnraumerweiterung oder barrierefreies Wohnen. Was Sie außerdem bedenken sollten, wenn Sie Ihr Haus zukunftssicher machen möchten, lesen Sie im Artikel Ins eigene Haus investieren.
Schaffen Sie sich ein Zuhause, in dem Sie auf lange Sicht angenehm leben können. Tatkräftige Unterstützung und aktuelle Kostenschätzungen erhalten Sie bei unseren Holzbau-Experten in Ihrer Nähe.
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