Eine Kirche in Holzrahmenbauweise
Alles eine Dimension größer
Auch für die Holzbau-Experten keine alltägliche Arbeit: ein Kirchengebäude ganz aus Holz. Die Zimmerarbeiten des Großprojekts der Neuapostolischen Kirche in Celle wurden von der Bussmann und Wolters Holzbau GmbH & Co. KG aus Winsen an der Aller ausgeführt. „Die besondere Architektur der MZWO Architekt*innen GmbH mit fallenden und steigenden Traufen sowie der diagonal durchs Gebäude laufende First des Saals passt nach unserem Verständnis hervorragend zu einem neuen Kirchenbau, ist aber selbst für uns eine kleine Herausforderung gewesen“, so Geschäftsführer Dipl.-Ing. Stefan Wolters.
„Spannend für uns war auch der Transport sowie die Montage der bis zu 12 m hohen Wandelemente, die wir vorab bis ins Detail geplant haben. Ein mobiler Autokran, der sich auf 60 m Höhe ausfahren ließ, setzte die bis zu 2,7 t schweren Elemente passgenau an die richtige Stelle. Innerhalb des Baus haben wir kompakte Arbeitsbühnen eingesetzt, die für die Montage eine Arbeitshöhe von 12,5 m erreichten, aber gleichzeitig klein genug waren, um den fertigen Rohbau am Ende auch wieder verlassen zu können.“
Insgesamt verbaute die Zimmerei BuWo bei der Kirche 123,8 m³ Holz. Zum Vergleich: Für ein etwa 130 m² großes Einfamilienhaus in Holzrahmenbauweise benötigt man etwa 20,5 m³ Holz.
Nachhaltig und energiesparend
Die Gemeinde der Neuapostolischen Kirche in Celle hatte sich aus Nachhaltigkeitsgründen für einen Neubau in Holzrahmenbauweise entschieden. Das neue Gotteshaus wird etwas kleiner als der Vorgänger und spart jede Menge Energie ein. Tatsächlich eignet sich Holz außerordentlich gut für einen Bau, der nicht durchgängig genutzt und daher auch nicht permanent beheizt werden muss, erklärt Stefan Wolters. „Ein gut gedämmtes Gebäude in Holzrahmenbauweise mit warmen Oberflächen hat eine geringere Aufheizphase als ein Steinbau und erreicht schneller eine Wohlfühltemperatur.“ Und auch wegen der Dauerhaftigkeit muss man sich keine Gedanken machen. Eine der ältesten Holzkirchen, die Stabkirche Hopperstad, wird bereits seit fast 1000 Jahren in Norwegen genutzt.
Schnelle und trockene Bauweise
Zwei weitere Vorteile gegenüber einer Kirche aus Stein: die kurze Bauzeit sowie die witterungsunabhängige Vorfertigung in der trockenen Halle. Nach einer dreimonatigen internen Werkplanung einschließlich Materiallieferung wurden innerhalb von sechs Wochen die einzelnen gebäudehohen Wandelemente in der Balloon-Framing-Bauweise zugeschnitten, zusammengefügt, beidseitig beplankt mit Dämmung und für den Transport vorbereitet. Auf die Baustelle gelangten sie schließlich per Spezialtransport mit Überlänge.
Raus auf die Baustelle
Bei nasskaltem Winterwetter begann die Montage vor Ort. „Dank der ausführlichen Planung lief alles reibungslos“, berichtet Stefan Wolters. „Alle Beteiligten trotzten dem Wetter und haben weiter rangeklotzt. Je nach Bedarf waren zwischen 6 und 14 Handwerker auf der Baustelle beschäftigt.“
Vom ersten Baustellentag bis zum dichten Dach vergingen schließlich 15 Arbeitstage. Die ersten Dächer bzw. Bauabschnitte waren jedoch direkt nach der Montage regensicher. Am 17. Februar wurde mit allen Beteiligten Richtfest gefeiert– ein großer Moment für die Gemeinde, die den Rohbau das erste Mal betreten und auf sich wirken lassen durfte.
Ein Ort der Begegnung
Insgesamt hat die neue Holzkirche eine Grundfläche von 344,2 m² mit 2491 m³ umbautem Raum. Die Nutzfläche des Saals beträgt 141,5 m² und fasst etwa 148 Personen. Bereits im Sommer 2023 – etwa ein Jahr nach der Grundsteinlegung – wollen die Gemeindemitglieder hier ihren ersten Gottesdienst feiern. Ein besonderes Detail dabei wird der neue Kirchenaltar sein, den die Zimmerei BuWo aus Bestandteilen des demontierten Gebäudes fertigt – eine schöne Verbindung zwischen Alt und Neu, der im lichtdurchfluteten großen Saal hervorragend zur Geltung kommen wird.
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