Der Aufbau eines Flachdaches

Entscheidend sind die richtigen Schichten

Flachdächer sind heutzutage oft mehr als Wetterschutz. Als Nutzdächer übernehmen sie mittlerweile viele Funktionen. Damit ein Flachdach diese viele Jahre lang ausfüllen kann, kommt es auf den richtigen Aufbau und seine Verarbeitung an. Als tragender Unterbau für die Dachabdichtungssysteme eines Flachdachs werden verschiedene Werkstoffe genutzt. Beton und Stahl müssen aufgrund ihrer hohen Wärmeleitung vollständig überdämmt werden. Holz ist dagegen variantenreicher. Holzmassivelemente aus Brettsperrholz oder Brettschichtholz bilden zwar keine bedenklichen Wärmebrücken, werden aber oberseitig ebenso vollständig überdämmt. In dieser Konstruktionsart ist es einfach, Dachüberstände auszubilden.

Bei Häusern mit Flachdächern wird leider zugunsten einer minimalistischen Gestaltung häufig auf Dachüberstände verzichtet. Die Vorteile von Dachüberständen sprechen jedoch für sich. Die Fassade bzw. die Außenwände werden vor Regen, Schnee und Hagel geschützt. Gleichzeitig dient ein großer Dachüberstand in den oberen Geschossen als Sonnen- beziehungsweise Hitzeschutz und trägt in den Sommermonaten dazu bei, dass sich die Innenräume weniger stark aufheizen.

Ein Dachüberstand schützt die Außenwände vor der Witterung und hält im Sommer die Hitze aus den Obergeschossen fern.Adobe Stock – House

Bei Flachdächern hat die Holzbalkenlage eine lange Tradition. Mittlerweile ordnet man die Wärmedämmung und das Abdichtsystem jedoch nicht mehr zwischen den Balken an, sondern oberhalb der tragenden Schalung. Der Vorteil der Aufdachdämmung ist, dass sich die Holzbauteile in der warmen Zone befinden. Dadurch ist die Konstruktion besonders feuchterobust. Über der Tragkonstruktion aus Beton, Holz oder Stahl liegt die Dampfsperre. Sie dient als erste Abdichtungsebene für die Bauphase und schützt die Tragkonstruktion vor Niederschlägen. Im fertigen Schichtaufbau kann diese Systemebene zusätzlich die Funktion der Luftdichtung übernehmen.

Querschnitt Flachdachaufbau mit Brettsperrholz und Dämmung
Brettsperrholz in Kombination mit einer aufliegenden Dämmung ermöglicht eine interessante Raumgestaltung. Das Holz kann von unten sichtbar bleiben.
Querschnitt Flachdachaufbau mit Dämmung zwischen den Balken
Nachweisfrei dürfen 20% der Dämmung zwischen den Balken angeordnet sein. Vorteil dieser Konstruktion ist der große Installationsraum unter dem Flachdachaufbau.

Wärmedämmung

Die Wärmedämmung wird entsprechend der Energieeffizienz des Gebäudes bemessen. Oft wird das notwendige Gefälle in dieser Ebene hergestellt. Die Art des Dämmstoffes wird durch die geplanten Auflasten beeinflusst. Die Druckfestigkeit des Dämmstoffes stellt sicher, dass Lasten keine übergroßen Verformungen verursachen. Flächenlasten, Einzellasten und erforderliche Verankerungen aus den Aufbauten werden in der Bemessung des Dämmsystems berücksichtigt. Aber auch schon das Begehen des Flachdaches zu Wartungszwecken sind keine unerheblichen Lasten.

Die Flachdachrichtlinien und die Abdichtungsnorm empfehlen ein Mindestgefälle von 2 %, das entspricht einer Neigung von 1,15 Grad. So soll sichergestellt werden, dass Niederschlagswasser zügig abgeleitet wird. Denn stehendes Wasser oder sogar Eisbildung im Winter kann zu Schäden der Dachhaut führen. Eine andere Möglichkeit ist das 7°-Dach, dies ist die untere Grenze für ein diffusionsoffenes Dach, das keine äußere Abdichtung benötigt.

Als Dämmstoff für Flachdächer wird überwiegend expandiertes Polystyrol (EPS) oder Polyurethan (PU) verwendet. Je nach Anforderung der Belastung ist hier eine genaue statische Berechnung erforderlich. Bestehen besondere Schall- und/oder Brandschutzanforderungen, kann dies die Auswahl an Dämmsystemen einschränken. In solchen Fällen kommt meist druckfester Mineralfaserdämmstoff zum Einsatz.

Ab einer Neigung von 7° können Dächer diffusionsoffen hergestellt werden.Adobe Stock – Fotoschlick

Abdichtung

Die Auswahl an Dachabdichtungen ist groß. Verarbeiter haben oftmals bestimmte Präferenzen für die verschiedenen Materialgattungen und den damit verbundenen Verarbeitungsformen. Die Dachhandwerker von Fachbetrieben sind auf bestimmte Verfahren geschult:

  • Verschweißung der Bahnen mittels Flamme oder Heißluft wie z. B. zweilagiges Polymerbitumen
  • Verklebung im Kaltverfahren (Polymerbitumen oder Kunststoff)
  • Flüssigabdichtung mit Einlage von Armierungen
  • Verlegen vorkonfektionierter EPDM-Bahnen

Windsogsicherung

Der gesamte Flachdachaufbau muss obligatorisch gegen Windsog gesichert werden. Dafür gibt es mehrere Systeme:

  • Mechanische Befestigungen
  • Auflasten in Form von Bekiesungen, Dachbegrünungen oder Terrassenbelägen
  • Vollflächige bzw. punktuelle oder streifenweise Verklebungen

Einsatz als Nutzdach

Wird das Flachdach häufiger betreten, muss die Abdichtungsebene vor Beschädigungen geschützt werden. Für einen punktuellen Schutz wird die Lastverteilung mit Bautenschutzmatten erreicht, z. B. bei Stelzlagern von Dachterrassen. Auch eine vollständige Schutzebene ist notwendig, wenn ein Gründach aufgebracht werden soll, um eine Durchwurzelung zu verhindern.

Bei Parkdecks können die Lasten so groß werden, dass man die Abdichtungsebene auf die Unterseite des Aufbaus bringt. Dann spricht man von einem „Umkehrdach“.

Fazit

Grundsätzlich sollte der Aufbau eines Flachdachs im System und nach Herstellerempfehlung erfolgen. Nicht aufeinander abgestimmte Materialien können chemisch reagieren und zu Schäden führen. Als Leitfaden für die Ausführung eines Daches mit Abdichtung dienen die Flachdachrichtlinie des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) sowie die Normenreihe DIN 18531 „Abdichtung von Dächern“. Ein Holzbau-Experte unterstützt bei der notwendigen Planung und Umsetzung.

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