Das Flachdach
Mehr als Wetterschutz
Gerade das Flachdach ist heutzutage häufig mehr als „nur“ ein Wetterschutz und erfüllt mittlerweile weitere Funktionen:
- Mit extensiver Begrünung Lebensraum für Insekten und Vögel sowie Wasserspeicher
- Als Dachterrasse zur Wohnraumerweiterung
- Installationsraum für Wärmepumpe und Co.
- Nutzung für die Energiegewinnung
An erster Stelle steht natürlich ein wetter- und trittfester Aufbau des Flachdaches. Nur so kann es viele Jahre lang seine Aufgaben erfüllen und das Gebäude vor Regen, Schnee, Sturm und Sonne schützen.
Extensiv begrünte Flachdächer, die nur zur Wartung betreten werden, können vor allem in dicht bebauten Gegenden als „Schwammstadt“ zu einem besseren Mikroklima für Mensch und Tier beitragen. Weitere Vorteile dazu finden Sie im Expertenvideo zum Gründach. Flachdächer eignen sich aber auch hervorragend als grüne Rückzugsorte und zweites Wohnzimmer, die dank ihrer Lage oft nahezu uneinsehbar sind und viel Privatsphäre bieten.
Dachterrasse mit Weitblick
Natürlich muss die darunterliegende Decke für die Lasten einer Dachterrasse ausgelegt sein. Denn es gilt der Lastfall „Silvesterparty“ – alle wollen das Feuerwerk sehen! Daher benötigen Dachterrassen eine Verkehrslast von 400 kg/m². Dies ist im Baubestand nicht immer gegeben, kann aber durch eine zweite, darüberliegende Baukonstruktion ertüchtigt werden. Ein Tragwerksplaner ermittelt die notwendigen Auflager und plant den Aufbau. Auch die notwendige Baugenehmigung kann auf diesem Weg eingeleitet werden. Im Neubau ist dies alles einfacher, hier wird die Decke sofort für die Auflast ausgelegt. Allerdings sollte in der Entwurfsplanung der Freisitz auf dem Dach eingeplant werden.
Zur Sicherheit
Wer eine Dachterrasse ins Auge fasst, benötigt unbedingt ein Brüstungsgeländer für die notwendige Sicherheit. Bei geringen Dachhöhen genügt eine Geländerhöhe von 90 cm. Oberhalb von 12 Meter sind es dann schon 110 cm. Zur „Kindersicherung“ sollen Brüstungsstäbe senkrecht sein und einen lichten Abstand von maximal 12 cm aufweisen.
Und der Wind?
Dachterrassen benötigen eine Windsogsicherung. Dabei soll eine Verschraubung zum Untergrund vermieden werden. Einzige Möglichkeit ist dann die Eigenlast der Dachterrasse nach den Windsoglasten auszulegen. Der Belag selbst hat ein unterschiedliches Eigengewicht, dies reicht von Holz mit etwa 10 kg/m² bis zu Beton mit mehr als 80 kg/m². Aber auch Tricks können angewendet werden. So werden die Stelzlager mit Betonelementen beschwert und bilden ohne jegliche Verankerung das notwendige Eigengewicht für die Windsogsicherung.
Energie vom Dach
Vor allem Strom aus Sonnenenergie wird durch die Verknappung der fossilen Rohstoffe zum Eckpfeiler des Energiemixes in Deutschland. Knapp 8% der Landfläche Deutschlands ist durch Gebäude belegt. Entsprechend groß sind die Dachflächen und damit das Potenzial für Photovoltaik. Hausbesitzer können Stromproduzenten sein und damit einen Beitrag zum Umbau zu regenerativen Energieformen leisten. Der eigene kostengünstige Solarstrom ersetzt den teuren Netzstrom.
Wie lässt sich ein Flachdach zur Stromerzeugung nutzen? Zu einem Steildach gibt es erhebliche Unterschiede, die sich als Vor- und Nachteile auswirken. Während bei einem optimal ausgerichteten Steildach eine Fläche von etwa 35-40 qm für eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von etwa 6 Kilowatt-Peak benötigt wird, sind es bei einem Flachdach eher 60-80 qm. Dafür gibt es auf Flachdächern aber keine Gauben oder Dachfenster, welche die nutzbare Fläche verkleinern. Auch sind die Solaranlagen quasi nicht sichtbar und können auf einem Flachdach optimal zur Sonne ausgerichtet werden. Denn die erforderliche Aufständerung kann sowohl in der Neigung als auch im Grundwinkel optimal aufgebaut werden.
Der größere Flächenbedarf liegt daran, dass die Abstände der Paneele etwas größer zueinander sind. Dies verhindert die gegenseitige Verschattung und sichert die prognostizierten Erträge. Bei Flachdächern sind zudem die Wartungs- und Reinigungsarbeiten einfacher, weil sie besser zu erreichen sind.
Eine besonders interessante Kombination besteht aus einem Gründach und der Nutzung Photovoltaik. Spezielle Systeme von Aufständerungen nutzen die Eigenlasten aus dem Gründach zur Sogverankerung der Elemente. So kann auf Durchdringungen der Dachabdichtungen zur Verankerung verzichtet werden, was die Sicherheit und Dauerhaftigkeit des Flachdaches enorm erhöht.
Voraussetzung für die Kombilösung ist die integrierte Planung und Ausführung. Vorteil dieser Lösung ist außerdem: Das Gründach senkt die Umgebungstemperatur nennenswert. Man kann von Temperaturen einer nackten Dachabdichtungsbahn im Hochsommer von durchaus 80° C ausgehen. Bei einem Gründach ist dies bei gleichem Klima weniger als die Hälfte. Der Vorteil ergibt sich aus dem Solargewinn, denn geringere Temperaturen erhöhen den Stromgewinn. Dies macht bei 10°C Differenz ein Gewinn von immerhin 4 % aus.
Fazit
Nutzdächer dienen der Umwelt, gewinnen Energie und sind Aufenthaltsort für die Bewohner. Dies lässt sich sogar beliebig kombinieren. Insofern lohnt der Blick nach ganz oben. Ein Holzbau-Experte hilft bei der notwendigen Planung und Umsetzung. Mehr zum Thema Flachdach hören Sie auch in der Podcastfolge Flachdach wird Nutzdach.
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