Brandschutz im Holzbau

Kalkuliert sicher

Holz ist brennbar. Dennoch sind Häuser aus Holz nicht feuergefährdeter als Gebäude aus anderen Materialien. Gerade im Holzbau haben die Brandschutzbestimmungen in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert. Im Vordergrund bei der Planung von Gebäuden stehen folgende Schutzziele:

  • Wie verhindert man die Ausbreitung eines möglichen Feuers?
  • Wie gewährleistet man im Falle eines Brandes die Rettung der Bewohner?

Jeder Bau in Deutschland unterliegt der Bauaufsicht, die strenge Anforderungen an den Brandschutz stellt. Gebäude mit mehr als 3 Stockwerken – egal aus welchem Baumaterial – müssen zum Beispiel so konstruiert werden, dass sie 60 bis 90 Minuten dem Feuer standhalten können. Die Begrenzung der Höhe leitet sich aus den Rettungsgeräten der Feuerwehr ab. Bis zu einer Höhe von maximal 7 m können Steckleitern zur Rettung von Menschen eingesetzt werden, darüber ist eine Drehleiter erforderlich. Mit dieser Höhe ist der Fußboden des obersten Geschosses über Geländeniveau gemeint.

Alle Bauteile und Konstruktionen werden in sogenannte Feuerwiderstandsklassen eingeordnet. Diese geben an, wie lange bestimmte Materialien dem Feuer standhalten können, ohne dass die Tragfähigkeit gefährdet ist. In den Baustoffklassen ist die Brennbarkeit eines Materials geregelt, aber auch wie viel Rauch sich beim Abbrennen entwickelt oder ob die Materialien beim Brennen abtropfen.

Holz punktet mehrfach im Brandschutz

Entscheidend für die Ausbreitung eines Brandes innerhalb eines Gebäudes sind das Brandverhalten der verwendeten Baustoffe sowie die Widerstandsfähigkeit der Bauteile. Der Baustoff Holz überzeugt hier deutlich.

Grafik Holzdecken vor und nach dem Abbrand mit Verkohlungsschicht
Sichtbare Holzmassivdecken (oben) bzw. Holzbalkendecken (unten) sind in ihrem Brandverhalten gut kalkulierbar. So kann man genau berechnen, wie sie konstruiert sein müssen, um im Falle eines Vollbrandes mindestens 30 Minuten tragfähig zu bleiben. Fängt die Decke Feuer, bildet sich eine schlecht wärmeleitende Holzkohleschicht (rechts), die das Innere schützt.hobacon GmbH & Co. KG

Zum einen ist das Brandverhalten von Holz berechenbar, da es sehr gleichmäßig brennt und nicht plötzlich die Tragfähigkeit verliert, wie es bei Stahl der Fall sein kann. Zum anderen bildet sich außen eine Verkohlungsschicht. Diese wenigen Zentimeter leiten die Hitze schlecht weiter, sodass das innere Holz längere Zeit vor dem Feuer geschützt ist. Bei sichtbaren Deckenkonstruktionen kann beispielsweise eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten nachgewiesen werden. Das Verhalten von Materialien wie Metallträgern oder Stahlbeton ist weniger berechenbar. Durch die Hitze verformen sie sich, bis sie ihre tragende Funktion nicht mehr erfüllen können und stürzen dann ohne Vorwarnung ein.

Was passiert, wenn Holzgebäude in Brand geraten, haben Forscher der Technischen Universität München im Jahr 2021 in einem Experiment eindrücklich dokumentiert:

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Da Holz mit einer definierten Abbrandgeschwindigkeit brennt, lässt sich der für die Tragfähigkeit erforderliche Restquerschnitt einfach ermitteln. Bei einem unbekleideten Deckenbalken aus Brettschichtholz (Nadelholz) wird die geforderte Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten mit der Abbrandrate multipliziert: 30 min x 0,65 mm/min = 20 mm und 7 mm Übergangsbereich addiert. Der Querschnitt wird entsprechend dicker ausgeführt. Wird eine sogenannte „Heißbemessung“ durchgeführt, ergeben sich bei Geschossdecken kaum Zuschläge, weil ein günstigerer Lastfall vorliegt.

Für den Nachweis des Brandschutzes können auch geprüfte Bauteilaufbauten gewählt werden, die als „feuerhemmend“ zugelassen sind.

Der Aufbau einer Holzbalkendecke

hobacon GmbH & Co. KGhobacon GmbH & Co. KGhobacon GmbH & Co. KG
  • 50 mm Zementestrich auf 30 mm Trittschalldämmung
  • 40 mm Schüttung
  • 40 mm Schalung Fichte Nut & Feder
  • Balkenlage nach Statik und Bemessung für den Brandfall

Der Aufbau einer Holzmassivdecke

hobacon GmbH & Co. KGhobacon GmbH & Co. KGhobacon GmbH & Co. KG
  • 60 mm Zementestrich auf 30 mm Trittschalldämmung
  • 60 mm Schüttung, elastisch gebunden, m‘ ca. 90 kg/m²
  • ≥ 140 mm Brettsperrholz, mind. 5-lagig, Decklage ≥ 26 mm

Ein weiterer Pluspunkt des modernen Holzbaus: Bei höheren Gebäuden, bei denen die Brandschutzanforderungen größer sind, kann mit hohlraumfreien Konstruktionen aus Holzmassivelementen (Brettsperrholz) gearbeitet werden. Dies erleichtert den Konstruktionsaufbau. Sogar Brandwände (Gebäudeabschlusswände) sind so aus Holz möglich und auch üblich. Ihr Holzbau-Experte berät Sie gern zum Thema Brandschutz.

Brandursachen in Deutschland

Laut dem Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung lässt sich jeder dritte größere Brand auf die Elektrizität zurückführen. Dazu zählen veraltete und defekte Geräte oder auch überlastete Mehrfachsteckdosen. Jeder fünfte Brand wird durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst: eine brennende Kerze, eine heruntergefallene, noch glimmende Zigarette, ein vergessener Topf auf dem Herd.

Der beste Brandschutz ist die eigene Aufmerksamkeit

Sie können viel dazu beitragen, einen Brand zu verhindern, indem Sie selbst Risiken minimieren:

Kerzenstimmung, kochen, einen Holzofen füttern – alle diese Momente haben Ihre volle Aufmerksamkeit verdient. „Eben mal schnell“ oder „zwischendurch“ ist hier keine gute Idee.

Ersetzen Sie defekte oder alte Elektrogeräte sofort. Prüfen Sie Kabel regelmäßig auf Beschädigungen. Nutzen Sie Mehrfachsteckdosen immer nur fachgemäß. Fehlen Ihnen Steckdosen, lassen Sie von einem Elektriker neue setzen. Sind Ihre Stromleitungen generell veraltet, sollten sie mindestens regelmäßig von Fachpersonal überprüft oder besser noch nach spätestens 40 bis 50 Jahren komplett erneuert werden.

Rauchmelder retten Leben. Noch bevor die Flammen sichtbar in die Höhe schlagen, kann Sie die Rauchentwicklung bewusstlos machen, gerade in Tiefschlafphasen. Auch eine griffbereite Löschdecke oder ein Feuerlöscher sind gute Investitionen.

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